Die Vorderkörpertiefstellung

Ist die Vorderkörpertiefstellung immer eine Spielaufforderung?

Die Vorderkörpertiefstellung ist nicht nur eine Spielaufforderung, sie wird auch noch in anderen Situationen gezeigt.

Wie sieht die Vorderkörpertiefstellung aus?

Die Vorderbeine des Hundes sind sozusagen im Platz, während der Hund mit den Hinterbeinen aufrecht steht.

In welchen Situationen wird die Vorderkörpertiefstellung gezeigt?

  • Bei einer Spielaufforderung
  • Als Entschuldigung
  • Konfliktreaktion zur Deeskalation
  • Als Übersprungshandlung
  • Bei Stressabbau nach einem Konflikt
  • Aus Verunsicherung
  • Als Taxierstellung beim Einschätzen des Gegenübers, z.B. bei Hundebegegnungen
  • Nach dem Aufstehen zum dehnen
  • Beim Anschleichen während des Hütens / Lauern
  • Als Entlastung bei Bauchschmerzen, die sogenannte Gebetsstellung

Die Spielverbeugung zur Spielaufforderung, auch „play bow“ genannt, erkennt man an folgenden Signalen:

  • Die Augen sind offen.
  • Der Blick und die Mimik sind weich auf das Gegenüber gerichtet, es entstehen lustige Spielgesichter.
  • Die Ohren sind locker und nicht nach vorne.
  • Das Maul ist entspannt und oft leicht geöffnet.
  • weit auseinander gestellte Vorderbeine, breitbeinig und abgesenkt
  • Die Hinterbeine sind in der Regel zurückgestellt und gerade. Sie stehen höher als der Vorderkörper.
  • Der Körper ist weich und kurvig.
  • Die Rute ist leicht über der Rückenlinie und heftig in Bewegung. Die Spitze zeigt weg vom anderen Hund.

 Der Hund wirkt in seinem ganzen Ausdruck und seiner Bewegung weich und locker. Souveräne Hunde machen sich in der Spielaufforderung oft kleiner, um ihr Gegenüber zu ermutigen mitzuspielen.

Aber Vorsicht! Das Spiel kann schnell kippen wenn:

  • der Kiefer fest zusammengebissen wird
  • die Rückenlinie gerade wird
  • der Blick auf das Gegenüber fokussiert wird
  • die Bewegungen der Hunde schnell und laut werden

Die Vorderkörpertiefstellung als Entschuldigung

Nach einer heftigen Interaktion zeigen Hunde die Vorderköprertiefstellung oft als Entschuldigung.

Dabei ist der Kopf oft abgelegt und der Blick geht von unten nach oben auf den Spielpartner.

Lauern, Hüten, Jagen – Auch „prey bow“ genannt

Der Hund belauert sprungbereit etwas ganz bestimmtes – was durchaus auch ein „anderer Hund“ sein kann! Er möchte den anderen Hund jagen. Es kann aber auch sein, dass er die Annäherung des Anderen stoppen oder verändern möchte. Aber egal aus welchen Grund, der andere Hund fühlt sich bedroht und wir sollten unseren Hund unterstützen und möglichst viel Abstand aufbauen.

  • Die Hauptbewegungsrichtung ist nach vorne. Der Hund kann aber auch schnell seitlich reagieren.
  • Geduckte Haltung.
  • Der ganze Körper ist direkt in einer Linie auf den anderen Hund gerichtet, die Wirbelsäule ist sehr gerade dabei, angespannter und gerader Rücken.
  • Die Vorderbeine liegen eng parallel zueinander, die Ellenbogen liegen nicht auf dem Boden auf.
  • Fokussierter, eher „harte“ Blick der direkt auf den anderen Hund gerichtet ist. Der Kopf zeigt gerade nach vorne.
  • Die Ohren sind nach vorne/oben gerichtet.
  • Der Fang ist geschlossen.
  • Angespannte Rute die oberhalb der Rückenlinie ist. Die Rutenspitze zeigt oft auf den anderen Hund.

Taxierstellung beim Einschätzen des Gegenübers – Prey Bow
Z.B. bei Hundebegegnungen

Diese Stellung dient dazu, das kommende Verhalten des anderen Hundes einzuschätzen, ihn auszutesten oder zu begrenzen.

  • Der Blick ist direkt und hat die Weichheit der Spielaufforderung verloren.
  • Die Rute wird starr.
  • Der Mund ist geschlossen.
  • Der Ohransatz leicht zurückgezogen.
  • Stärkere Anspannung des Körpers.
    Der Vorderkörper ist stark abgesenkt.
  • Die Hinterbeine stehen gerade, sind jedoch leicht unter den Körper gezogen.
  • Es kommt oft zu seitliche Vorwärtsbewegungen.

Der Hund signalisiert seinem Artgenossen damit, dass er überfordert ist, z.B. weil dieser ihm zu stürmisch begegnet. Der Hund verharrt starr in der Post und beobachtet den anderen Hund prüfend. Er wedelt dabei nicht mit der Rute.

Vorderkörpertiefstellung als Deeskalation

Diese Vorderkörpertiefstellung dient der Deeskalation, um die Anspannung abzubauen oder den Konflikt aufzulösen, z.B. bei einer Hundebegegnung. Diese wird häufig bei einer zu schnellen Annäherung des anderen Hundes gezeigt. Der Hund ist im Zwiespalt – soll ich mich weiter annähern oder Bremsen. Das zeigt sich auch in der Körperhaltung: Die Vorderbeine bleiben stehen, während der Po sich nach vorne schiebt. Der Hund verharrt nur kurz mit dieser Vorderkörpertiefstellung in der Bewegung und nimmt damit Tempo aus der Situation, somit auch mehr Ruhe in die Situation.

  • Die Vorderbeine bleiben stehen, während der Po sich nach vorne schiebt.
  • Die Körpersprache ist im Vergleich zum Spielsignal auch hier angespannter und die Rückenlinie gerader, aber noch leicht kurvig.
  • Das Maul ist angespannter, die Maulspalten sind nach hinten gezogen.
  • Der Körperschwerpunkt liegt zurück.
  • Die Hinterbeine sind weit unter den Körper gezogen und stärker angewinkelt.
  • Die Rute bleibt kurvig und meist in Bewegung.
  • Der Blick ist direkt – man möchte sein Gegenüber im Auge behalten.

Bei Verunsicherung

  • Der Körperschwerpunkt und Ohren zeigen weg vom anderen Hund.
  • Die Hinterbeine sind eingeknickt und die Pfoten unter den Körper gezogen.
  • Der Hauptdruck liegt hier auf den Vorderpfoten und es ist ein schnelles seitliches oder rückwärts Wegdrücken möglich.
  • Der Körper bleibt immer noch kurvig und die Rute wird tief gehalten.
  • Die Muskeln sind angespannt
  • Das Gesicht zeigt erste Stresssignale. Der Blick bleibt auf den anderen Hund gerichtet.

Stressabbau nach einem Konflikt

Die Hunde hüpfen dabei um den anderen Hund herum und zeigen dabei immer wieder die Vorderkörpertiefstellung. Dies ist Zeichen eines Konflikts und Überforderung.

Diese sieht der Spielaufforderung sehr ähnlich und wird häufig mit dieser verwechselt:

  • Die Erregung ist hier deutlich höher und es sind immer wieder Stresssignale zu sehen.
    Die Bewegungen sind hektisch und schnell anstatt weich und rund.
  • Die Muskeln sind angespannt, statt locker und weich.

Als Übersprungshandlung

Manchmal zeigen Hunde plötzlich aus heiterem Himmel ein „unpassendes“ Verhalten, welches scheinbar nicht zur Situation passt.

  • Die Vorderkörpertiefstellung gleicht eher einem Strecken
  • Die Vorderbeine werden weit nach vorne gestreckt.
  • Die Augen sind geöffnet.
  • Der Hund wirkt angespannt, zeigt leichte Stresssignale.

Die Vorderkörpertiefstellung als Entlastung bei Bauchschmerzen, auch Gebetsstellung genannt

Die Vorderkörpertiefstellung lindert auch Rücken- und Bauchschmerzen.

  • Vorderkörpertiefstellung abwechselnd mit Katzenbuckel
  • Bauch hochgezogen
  • Vorderbeine weit nach vorne gestreckt bei VK
  • Stress-/Schmerzgesicht

Hier können ernsthafte Erkrankungen dahinter stecken. Zögere nicht den Tierarzt aufzusuchen.

Die Vorderkörpertiefstellung nach dem Aufstehen zum dehnen

Einmal alles dehnen nach dem Aufwachen, wer kennt das nicht.

  • Die Vorderbeine gehen zuerst runter, dann die Hinterbeine. Danach wird noch jedes einzelne Bein durchgestreckt.
  • Die parallel liegenden Vorderbeine sind weit nach vorne gestreckt.
  • Die Augen halb geschlossen.
  • Die Rute hängt entspannt.